Zusammenfluss von Elbe und Moldau bei Melnik
7. Juli - Dresden - Melnik Von Dresden fahren wir über Schloss Pillnitz nach Hrensko (Herrnskretschen) , essen im „Stammlokal“ zu Mittag und setzen die Fahrt fort nach Melnik (1. Übernachtung)
Unterwegs auftretende Orientierungsschwierigkeiten (überall Strassenbauarbeiten, das Navi führt uns wiederholt in die Weínberge) werden mit Hilfe eines einheimischen Autofahrers überwunden. Als Insider kennt er den Weg über die Dörfer, zu dem wir durch durch die Baumaßnahmen und fehlende Ausschilderung gezwungen werden. Er lädt uns zum Hinterherfahren ein.
Melniks Altstadt mit dem gleichnamigen Schloß wirkt am Abend recht tot, der Ort an sich ist aber größer und auch recht belebt, als wir am Morgen weiterfahren. Die von Weinbergen umgebene Stadt liegt etwa 30 km von Prag entfernt- am Zusammenfluß von Elbe und Moldau und der Marktplatz, gesäumt von barocken Häusern und Laubengängen ist typisch für diese Gegend. Wir werden im Hotel auf unsere Frage hin schon noch gewarnt vor Autodiebstählen, die sich im Vorjahr auch auf der breiten Straße vorm Hotel ereignet haben.
Foto: Die Prachover Felsen bei Jicin
8. Juli - Melnik - Jicin - Prachover Felsenstadt
Von Melnik aus geht es in die Region Böhmisches Paradies (Ceski Raj) über Jicin.
Albrecht von Wallenstein machte Jicin zur Hauptstadt seines Herzogtums Friedland. Als Tor ins Cesky Raj liegt die Kleinstadt südwestlich von des 130 qkm großen Naturparks. Reizvoll sind die Prachover Felsen, deren steil aufragende Sandsteintürme bizarre Formen bilden. Markierte Wanderwege führen durch das Gebiet. Aussichtsterrassen bieten den Blick zur Doppelburgruine Trosky aus dem 14. Jhd., die auf zwei schroffen Basaltschloten liegt. Die Burg wurde wie die nahegelegene Burg Kost nie erobert. (Hier fanden wir auch einen Aushang zum Thema Diebstahl ums Auto herum. Die Polizei sei nicht in der Lage, dem Herr zu werden.). Also gut sichern.
Wir finden am Eingang zu den Prachover Felsen ein sehr schönes Hotel und können am Nachmittag noch in den Naturpark aufbrechen. Bewundernswert die gewichtigen Holländer, die sich über die Felsentreppen quälen.
Eingang zu den Adersbacher Felsen
10. Juli
Heute geht es weiter ins Altvatergebirge zu den Adersbacher Felsen. „einer einzigartigen Felsenstadt aus Sandstein”.
Hunderte von hohen Felstürmen und mächtigen Massiven bilden hier eine monumentale Szenerie, die jeden Besucher beeindrucken“. Vor uns waren auf jeden Fall schon Goethe und die Königin Luise nebst anderen Persönlichkeiten des damaligen öffentlichen Lebens vor Ort. Auf Goethe weist eine Tafel hin, so wie auch andere in Deutsch gehaltenen Tafeln von der Erschließung der Felsen Zeugnis ablegen.
„Ein Ringweg führt zuerst durch ein Labyrinth tiefer Felsklüfte und Schluchten, im zweiten Abschnitt dann wird der Blick freigelegt auf interessante Aussichten “dh. auf eine Vielzahl unterschiedlich geformter und mit Namen versehener Felsen....
Inschrift der Tafel:
Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Adersbacher Felsen zwecks naturwissenschaftlicher Studien im Jahre 1790
Die Bezwingung der Labyrinthe und Klüfte war an einigen Stellen grenzwertig, da die Sicherung der „Wege“ nicht ganz auf dem letzten Stand war. So weit stoßen aber die meisten normalen Tagesbesucher gar nicht erst vor.
Es gibt auch Wege, die mit Kinderwägen zu befahren sind - die Tschechen muten ihrem Nachwuchs mehr zu, als es hierzulande der Fall ist. Außerdem mögen sie Hunde und lassen sie ganz eindeutig nicht daheim, wenn sie selbst in Urlaub fahren.
Übergang zu den Weckelsdorfer Felsen.
Für eine Rundtour kann man durchaus 5 - 6 Stunden einplanen. Hütten oder Bauden gibt es keine im Naturschutzgebiet.
9. Juli - Prachover Felsen - Großaupa
Heute geht es ins Riesengebirge. Unterwegs schöne alte Städte mit restaurierten Bürgerhäusern (Jungbunzlau)
Wieder werden wir mit dem Thema Umleitungen konfrontiert, da es jetzt über kleinere Wege in Richtung Pec pod snezku (Großaupa) geht, wo wir übernachten werden. Auch hier wird uns geholfen- von der Gegenfahrbahn aus werden wir informiert. Das ist natürlich nur möglich, wenn wenig oder so gut wie kein Autoverkehr herrscht, was außerhalb der Ballungsräume der Fall ist. Auch in Tschechien gibt es weite landwirtschaftlich genutzte oder auch nicht genutzte Flächen, auf denen sogar Störche in Aktion zu betrachten sind. Es gibt Alleen, es gibt eine Vielzahl von Seen und die wenigen Millionen Tschechen scheinen sich noch gleichmäßig übers Land zu verteilen. Beim Durchfahren der Dörfer fallen natürlich die verlassenen, einst von Deutschen bewohnten Häuser auf, vor allem in Gegenden, in denen Investoren fehlen. Aber was auch auffällt ist die Tatsache, dass man in eben diesen Dörfern die alten Marienfiguren stehen ließ, dass man in den Naturparks auch alte deutsche Inschriften nicht zerstörte - in Polen ging man damit anders um. Im Übernachtungsort finden wir ein sehr schönes Quartier in einem fast neuen Hotel- natürlich spricht man auch da deutsch.
Wir fahren ein Stück mit einer Seilbahn, den Rest der Sektion laufen wir, da die Bahn wegen starken Windes nicht bis zur Schneekoppe fährt. Der Weg ist leicht zu begehen. Auf dem Rückweg setzte ein leichter Regen ein.
Auf der Schneekoppe (1620 m hoch) geraten wir in ein polnisches Restaurant sehr teuer und voll (Polen). Immerhin kostet das Ganze, Spagetti mit heißer Schokolade, dann auch fast 16 Euro - zum Ausgleich gehen wir dann noch in ein tschechisches Bistro, 50 Meter entfernt , keine Gäste dort, Essen gut und halb so teuer wie im polnischen Restaurant
Blick von der Schneekoppe - Kammweg zur Elbquelle; oben die Ruzohorky-Baude (frühere Leischnerbaude) - vermutlich um 1920 gebaut
Wir übernachten in Kolin in einer kleinen Pension mit dem Namen „U Rabina“, einem kleinem Bürgerhaus im einstigen jüdischen Viertel. Um Kolin herum liegen Industriegebiete, die zum Teil von ausländischen Investoren betrieben werden .
Wir schauen uns vor Ort die Kirche St. Bartholomäus an.
11.Juli - Kolin - Böhmisch Krumau (Cesky Krumlov)
In Kolin ein längerer Halt, ein Lieferwagen wird bedächtig, da im Einmannbetrieb entladen. Irgendwann steigt der Fahrer des Wagens hinter dem Lieferwagen aus und hilft einfach mit.
Auf der Strecke nach unserem Tagesziel Cesky Krumlov überholen wir einen Motorradfahrer, der als Schutzhelm einen alten Stahlhelm trägt. Mit Sonnenbrille und Ledermantel sieht er aus wie ein Statist in einem alten Kriegsfilm.
Nächster Stop ist die Stadt Kutna Hora. Eine Stadt, die im Mittelalter eine der größten Städte Mitteleuropas war. Silberminen, in denen deutsche Bergleute arbeiteten, legten den Grundstein für den Reichtum. Beeindruckend die Kathedrale St. Barbara, auf die 13 große barocke Statuen aufmerksam machen. Die heilige Barbara ist die Patronin der Bergleute, die dann auch den Bau der Kathedrale finanzierten.
Hier gehört der historische Stadtkern mit Recht zum Weltkulturerbe.
Kolin
Weiter geht es nach Telc, einer bezaubernden Kleinstadt im Westen von Mähren. Diese Stadt verdankt ihren wirtschaftlichen Wohlstand den Fischteichen im Umland. Diese Teichbecken sind durch ein Kanalnetz untereinander verbunden, das auch das Burggelände durchzieht und der Stadt ein glitzerndes, vom Wasser dominiertes Flair verleiht. Seit 1992 gehört die Stadt zum Weltkulturerbe der Unesco.
Der Marktplatz von Telc soll der hübscheste von ganz Tschechien sein. Auch hier wieder Arkadenhäuser und pastellfarbene Fassaden von barocken Bürgerhäusern, jedes mit einem anderen „Gesicht“.
Die Kathedrale St. Barbara
- eigentlich auch nur als Durchgangsstation gedacht, wird unser Tagesziel. Das Wetter ist hochsommerlich, die Stadt mit ihrer Altstadt ist äußerst fotogen und zudem finden wir auch gleich eine Unterkunft in einem Hostel - ein hübsches Zimmerchen mit Terrasse mit Blick auf das Auto, zur anderen Seite zu gibt es einen Garten, die Benutzung der Küche wird angeboten. Es fand sich aber weder Kaffee noch Tee, so dass wir am Morgen drauf ganz edel in einer Konditorei jeder unseren Kaffee + Torte + Kuchen verzehren konnten - für insgesamt 5 Euro zusammen. Wo gibt es das sonst noch?
Die Stadt wird vom Schloß dominiert, das sich hoch über einer Schleife der Moldau über mehrere Felsen erstreckt. Brücken verbinden das Schloß mit der Altstadt, die Balkone der Häuser ragen weit in die Moldau hinein.
Und im Bärengraben gibt es in der Tat auch zwei Bären:
Die Altstadt ist natürlich sehr kommerzialisiert, es gibt aber auch eine Vielzahl von kulturellen Angeboten, die vom Tagestouristen gemieden werden dürften.
Alles in allem ein sehr schöner Abschluß dieser Tschechientour.
Am 12. Juli dann geht in aller Ruhe nach Bayern zurück, das im Regen zu versinken scheint.
Blick zur Schneekoppe
.
.
© Guenter Knoblauch